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Albrecht Dürer
DeutscheLandschaften

Wilhelm Andermann-Verlag
Königstein i/Taunus & Leipzig


Nach eigenen Uvachromaufnahmen des Verlages wurden wiedergegeben:»Die Drahtziehmühle« (Kupferstichkabinett, Berlin) – »FränkischeLandschaft beim Dorf Kalkreuth« (Kupferstichkabinett, Berlin) –»Nürnberg« – »Häusergruppe von St. Johann bei Nürnberg« –»Dorf Kalkreuth« – »Altes Schloß in den Dolomiten« – »Trient«(sämtlich Kunsthalle, Bremen). Mit Genehmigung der G. Grote'schenVerlagshandlung, Berlin, aus dem großen Dürer-Werke von Lippmann:»Ansicht von Innsbruck« (Albertina, Wien), »Ansicht des Schlosses vonTrient« (British Museum, London), »Trockensteg beim Hallertürleinin Nürnberg« (Albertina, Wien). – Druck von F. A. Brockhaus, Leipzig.Entwurf des Umschlags von Professor Walter Tiemann, Leipzig. –Copyright by Wilhelm Andermann Verlag, Königstein im Taunus.

1.–20. Tausend · Weihnachten 1922.


Wenn man den Namen Albrecht Dürer ausspricht, denkt man zunächst nichtan den Schöpfer der Landschafts-Aquarelle, sondern an den Dürer derApokalypse, der Passionen, des Marienlebens, den Dürer der Meistersticheund der Münchener Apostel. Selbst innerhalb des zeichnerischen Werkes ist mangeneigt, den aquarellierten Landschaften eine Sonderstellung einzuräumen. Manist erstaunt, zwischen all dem Bekannten, das im Thema »der Mensch« zusammengefaßtsein mag, diese farbenfrohen, unmittelbaren Improvisationen nach der Naturzu finden, die sich scheinbar so schwer in Einklang bringen lassen mit den heißenBemühungen Dürers um die Form. Wie kommt Dürer überhaupt dazu, sichder Landschaft zuzuwenden, eine Naturwiedergabe ohne Menschen und menschlichesTreiben zu versuchen? Die Kunst des 15. Jahrhunderts hatte keine absolute Landschaftsdarstellunggekannt, weder zur Zeit eines Konrad Witz noch zu der einesMartin Schongauer.

Unter Dürers Landschafts-Aquarellen finden wir mancherlei: Stadtansichten,Häusergruppen, Landschaftsaufnahmen, Baum- und Felsstudien mit Hintergründen.Man hat vor diesen Blättern häufig das Urteil gefällt, Dürer sei Naturalistgewesen, besonders im Hinblick auf Detailstudien wie das große Rasenstück, undhat hierfür die berühmte Stelle zitiert: dann wahrhaftig steckt die Kunst in derNatur, wer sie heraus kann reissen, der hat sie. Andrerseits war man geneigt,vor gewissen Blättern mit stimmungsimpressionistischem Einschlag in Schwärmereiauszubrechen und hier einen starken Hang zur Romantik zu bemerken.

Beides dürfte weit über das Ziel hinausgeschossen sein. Man muß sich zweierleivergegenwärtigen. Einmal handelt es sich bei allen Landschafts-Aquarellen –wie auch bei den eigentlichen Zeichnungen – um Studien und nicht um fertigeBilder. Nur ein Impressionist, in dessen Kunst das scheinbar Unfertige zumEndgültigen erhoben wird, kann in bezug auf die künstlerische Tat die Aquarelleauf die gleiche Basis bringen wie irgendeine ausgeführte Bildtafel. Dürerhat in ihnen gewiß viel weniger gesehen. Hatte ihn eine besondere Linie gereizt,irgendein Gebirgszug oder eine landschaftliche Formation, so hielt er das Gesehenerasch fest, um es später vielleicht einmal als Motiv zu verwerten. Zumzweiten aber hat er eine Art topographisches Interesse gehabt, das Verlangen,Orte, die er auf Reisen berührte, ihrer Eigentümlichkeit wegen sich aufzuzeichnen.Vielleicht entstand auch manches aus der stolzen Freude, sich Belege für seine

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