Von
Clara Schott.
Leipzig,
A. Bleier Verlag Nachf.
Joh. Eckell
1898.
Alle Rechte vorbehalten.
Um den Verdacht, ich sei eine Männerfeindin, nicht aufkommenzu lassen, halte ich es für geboten, gleich von vornhereinzu bekennen, daß ich nichts weniger als das bin, daßich mich im Gegentheil stets behaglich in Männergesellschaftbefinde und freudig mit der Eleonore im Tasso sage:
»ich schweige gern, wenn klügere Männer reden.«
Und da ich das Glück hatte, vielen vorzüglichen Männernmit klarem Verstande und offnem Herzen zu begegnen, so hörteich schweigend zu. Wenn sie mich nun reden hören, so werdenauch sie, wie ich hoffe,
»verstehen wie ichs meine,«
so wie ich sie verstanden habe.
Ihr, meine Freunde, wißt, daß ich nicht ungerecht, nochweniger gehässig bin, und Ihr werdet mir beistimmen, daßdie guten Männer nur Ausnahmen sind, denn Ihr kennt dieWelt so gut wie ich. Ihr werdet mich auch nicht für denFuchs halten, dem die Trauben sauer sind – Ihr wißt ja,daß es nicht so ist.
Zu den Fremden, die meine Schrift lesen, sage ich: WennIhr brav seid, braucht Euch dieselbe nicht zu alteriren, dennEuch klagt sie nicht an. Könnt Ihr Euch aber getroffenfühlen – so schießt nur los, Eure Pfeile werden mich nichtverwunden.
Leipzig, im November 1897.
Clara Schott.
Männlich-sittlich heißt mit Würde |
Tragen seiner Fehler Bürde: |
Bummeln, rauchen, Unfug treiben, |
Renommiren, schuldig bleiben. |
Trinken, bis nicht Kopf, noch Magen |
Können länger es vertragen, |
Was nicht immer appetitlich, |
Das ist alles männlich-sittlich. |
Heimlich zu der Liebsten gehen, |
Doch auf Zucht bei Andern sehen |
Und im Hause unerbittlich – |
Das ist alles männlich-sittlich. |
Ferner noch gehört das Spielen |
Zu den männlich-ernsten Zielen, – |
Ei, was kann es Schön'res geben, |
Als so männlich-sittlich leben! |
Thusnelda Vortmann. |
Es ist wirklich sehr freundlich, das Publikum von heute.Wie viel Jahre läßt es sich nicht schon in allen Schreibarten,in Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Broschüren u. s. w.die Frauenfrage gefallen?
Immer und immer, von vorn und rückwärts gelesen,das Gleiche: Studentin – Arbeiterin – Dienerin – lauterunverheirathete Frauen.
Und doch ist es nur eine Frage, an der das Weibhauptsächlich krankt: es ist nicht die Brotfrage, sondern die– Männerfrage!
Wie kommt es, daß sie bisher unaufgeworfen geblieben?Aus Respect? – Aus allgemeiner Zufriedenheit mit demEwig-Männlichen?
Oder – »und begehre nimmer und nimmer zu schauen, .......u. s. w.«? – – – Ich glaube, der letztere Umstand hatviel dazu beiget