Anmerkungen zur Transkription

finden sich am Ende des Buches.


Hermann Löns

Mein buntes Buch

Naturschilderungen

Adolf Sponholtz Verlag, G. m. b. H. / Hannover


Alle Rechte, besonders das der Übersetzung,
vorbehalten
Copyright 1916

Rodardruck von C. G. Röder G. m. b. H., Leipzig


9

Der Feldrain.

Mitten durch die Feldmark zieht sich einRain neben dem Koppelwege hin. Wennich nicht Zeit habe, den fernen Wald aufzusuchen,gehe ich hierhin. Gestört werde ich vonMenschen nicht. Die ziehen die Anlagen vor. Sokann ich, gegen die Böschung gelehnt, meine Gedankenmit den Lerchen emporflattern lassen, so viel ich will.

Im Sommer, wenn die Frucht hochsteht und dieRänder der Felder von bunten Blumen starren, istes hier viel schöner als jetzt. Anderseits sieht manjetzt alles das, was aus der Erde schießt und sprießtund darüber kreucht und fleugt, mit dankbarerenAugen an als späterhin, wenn alles üppig grüntund blüht.

Auf dem Grabenanwurfe, neben den halb verblühtenBlumen des Huflattichs in ihrer orangerotenFarbe, schieben sich die Blütenstände des Schachtelhalmesaus den Lehmschollen, seltsam anzusehen.Einst beherrschten riesenhafte Schachtelhalme die Erde;jetzt sind sie niedrige Ackerunkräuter.

Sonst ist noch wenig Grün hier zu sehen außer denroten Taubnesselblüten zwischen der üppig wucherndenLuzerne, in der hier und da kräftige Ackerehrenpreispflänzchenihre himmelblauen Blümchen leuchten10lassen. Auf den kahlen Stellen reckt das Hungerblümchenseine winzigen Blüten, da kriecht der blaßblühende efeublättrige Ehrenpreis, und Mastkrautund Vogelkreuzkraut, diese Dauerblüher, haben sichwieder geschmückt, so gut sie es vermögen. Auch dieMaßliebchen auf der Trift, die noch im Weihnachtsmondeblühten, entfalten ihre weißen Sterne. DieLöwenzahnblumen sind erwacht.

Die Lerchen trillern, in der Linde hinter mir singtder Goldammer sein zärtliches Liedchen, und vor mirauf den Schollen zwitschert ein Hänflingshähnchen.Prächtig leuchtet in der Sonne sein purpurner Scheitelund die rosenrote Brust. Es kümmert sich nicht umden Turmfalken, der über dem Kleestücke nach Mäusenrüttelt. Ein Bachstelzenpärchen kommt angeschwenkt.Der Hahn macht der Henne auf ganz schnurrigeWeise den Hof. Fort sind die beiden. Grünfinken,Gierlitze und Distelfinken schnurren laut lockend vorüberund fallen auf der Brache ein, hinterher kommt,fröhlich lärmend, ein kleiner Zug Feldspatzen, dannein Trupp Buchfinken.

Alle Augenblicke meldet sich neues Leben. EinStar läßt sich auf der Linde nieder, klappt mit denFüßen, pfeift, quietscht, quinquiliert ein Weilchen undfliegt dem Dorfe zu. Seinen Platz nimmt der Grauammerein, rasselt sein blechernes Lied herunter undstreicht dann plump mit herabhängenden Füßen ab.Dann hüpft ein alter, tiefschwarzer Rotschwanzhahnauf dem Steinhaufen herum, fortwährend die rostrotenSchwanzfedern zittern lassend und einen Knicksnach dem anderen machend, bis ein laut heranburrendesFeldhuhnpaar ihn verscheucht. Herrisch11ruft der Hahn und rennt hochaufgerichtet der geducktdahin trippelnden, schüchtern lockenden Henne nach,sie in die hohen Schollen des Sturzackers treibend.

Ich sehe den vielen Saatkrähen nach, die heiserkrächzend der Marsch zufliegen, den Dohlen, die

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