Anmerkungen zur Transkription
Das Original ist in Fraktur gesetzt.Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet.
Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sicham Ende des Buches.
Von
Anna Schieber
Elftes bis fünfzehntes Tausend.
Verlegt bei Eugen Salzer in Heilbronn
1914
Druck: Christliches Verlagshaus, Stuttgart
Seite | |
Wanderschuhe | 1 |
Ein Sommer | 59 |
Aus Kindertagen | 109 |
Ellen | 133 |
Ein Vater | 187 |
Sein Geburtstag | 223 |
[1]
[3]
Novembernebel lag dicht und schwer auf derErde; droben auf der rauhen Alb war es.Kaum daß man zwei, drei Schritte vor sich sah.»’s könnt’ Schnee kommen, Herr Pfarrer,« sagteder Ulmer Bote, der neben seinem schwergeladenenWagen herging und prüfend in die Luft guckte.»Aber freilich, nichts Gewisses weiß man nicht.«
Der Pfarrer hatte einen Gast abgeholt, einenjüngeren Freund und Bundesbruder. Er selber waralt geworden im Amt, er war schon viele Jahre hierund mochte auch nicht mehr ans Wandern denken; erwar verwachsen mit dem rauhen Stück Erde da obenund mit den Menschen, die auf ihm emporwuchsen.
»Ich hätte dir gern die Gegend in sonnigeremLichte gezeigt,« sagte er zu dem Jüngeren. »Gesternnoch wäre es schön gewesen, da hatten wir blauenHimmel und Sonne, die Wälder sind noch vielfarbigbunt, nun müssen wir uns im Hause einspinnen.«[4]Dann saßen sie einander gegenüber in der großenWohnstube. Ein gutes Feuer brannte in dem mächtigeneisernen Ofen, der von der Küche aus geheiztwurde. Draußen hantierte die alte Magd, die Pfarrfrauwar verreist. »Großmutterpflichten,« sagte derPfarrer lächelnd, »es ist das sechste Enkelkind, druntenim Unterland, wir werden immer reicher.«
Drüben auf dem Turm fing eine Glocke an zuläuten. Ernst und schwer drangen die Töne durchden Nebel; oder schien es dem Gast nur so? »Ichmuß dich nachher eine halbe Stunde lang allein lassen,du magst dich so lang an meinen Bücherschränkenumsehen, die sind dir doch schon längst im Sinne.Es ist eine Beerdigung – und sonde