Meine
Lebens-Erinnerungen.

Ein Nachlaß
von
Adam Oehlenschläger.

Deutsche Originalausgabe.

Zweiter Band.

Leipzig
Verlag von Carl B. Lorck.
1850.


[5]

Fahrt nach Kiel.

Hamburg, den 12. August 1805.

Endlich, liebe Christiane! sitze ich nun im römischen Kaiser inder Stadt Hamburg, und ergreife die Feder, um rasch zu erzählen,was ich langsam ausgestanden habe. Montag vor achtTagen bestieg ich das Packetboot, das mich ans feste Land bringensollte. Wir mußten den ganzen Tag still liegen, da nurungünstige Winde wehten. Meine Reisegesellschaft bestand auseinem jungen Kaufmanne aus Amsterdam, einem Officier ausSchlesien, einem alten Branntweinbrenner, einem jungen zukünftigendito von 20 Jahren mit einem Gemüth von 70, unddem lustigen Sohne des lustigen Kanalinspektors Schjott, dernicht den Mund aufmachen konnte, ohne etwas Lustiges zu sagen.Die französischen Schauspieler Theodor und Caleis und Theodor'skleiner, wilder, verzogener, zwölfjähriger Sohn, der schwedischreden konnte, und kleine Figuren aus Papier mit Geschmackund Fertigkeit ausschnitt, deren er mir eine zum Souvenir gab,waren auch dabei. Außerdem war noch ein fader HamburgerCommis da, ein Engländer, ein Pole und eine kranke verdrießlicheMadame. Da hast Du die Bewohner der Cajüte. Außerdemwar das Deck voll von jüdischen und christlichen Landstreichern;im Ganzen mochten wir Summa Summarum etwa70 Seelen sein. Den nächsten Tag hatten wir auch keinenWind, sondern mußten langsam kreuzen. Nun zeigte sich bereitsMangel an Proviant und der Schiffer mußte die Nothflaggeaufziehen, worauf zwei Boote von Kastrup auf Amager kamen,die einen Theil unserer Passagiere ans Land brachten. Die[6]Kähne hatten volle Ladung und ein großer Theil der Passagierenicht minder. — Erst Sonnabend Vormittag erreichten wir Kiel,nachdem wir 5½ Tage unterwegs gewesen waren. Das Wetterwar schön; der Mond schien in der stillen Sommernacht überdie große Wasserfläche dahin, während ich auf dem Verdecke mitden Franzosen Lieder sang. Am Tage unterhielten wir uns,spielten Karten und dann las ich in Peder Paars. In Kielverabredete ich mit meiner Reisegesellschaft, eine Tour nachdem neugegrabenen Kanal zu machen. Aber ich verspätetemich; die Andern waren fort, als ich kam. Ich ließ mich nachDorfgarten übersetzen, wo ich Thee trank und Herrn Germantraf, der mit den beiden jungen Grafen Ahlefeld, welche mirsehr freundlich alle Spaziergänge der Stadt zeigten, die Universitätbezogen hatte. Von meinem kleinen Theodor nahm ich inKiel Abschied und schenkte ihm eine kleine Brieftasche zum Souvenir.Nun reiste ich durch den schönen Theil von Holsteinund kam an ein hübsches Städtchen. Als ich den Wirth nachdem Namen fragte, sagte er: „Unser Fleckchen wird Preetz genannt,“also der Geburtsort der lieben Tante Drewsen, eben sofreundlich und lieb, wie sie selbst ist. Sonntag Vormittag kamenwir nach Lübeck, frühstückten etwas und reisten gleich weiter,um noch vor Abend in Hamburg zu sein.

Brief aus Halle.

Halle, den 17. September 1805.

Beste Christiane!

Der Augenblick ist gekommen, wo ich Dir mittheilen muß,was ich bisher verschweigen zu müssen glaubte. Wozu ein langesPräludium zwischen uns, die wir uns kennen und verstehen?Gutes Mädchen! bei aller Liebe

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