Leben und Wirken des Pioniermissionars
Alexander Mackay
Von Carl Schneider
Vierte Auflage
Cassel 1922
Verlag von J. G. Oncken Nachfolger, G. m. b. H., Cassel
Alexander Mackay.
Die Londoner Zeitung »Daily Telegraph« brachteim November 1875 einen Artikel, der eine elektrisierendeWirkung hatte. Es war ein Brief des berühmtenWeltreisenden Henry M. Stanley, in demmit flammender Begeisterung der Reichtum und dieSchönheit des Ugandareiches am Nordufer des ViktoriaNiansa in Ostafrika geschildert und die englischeChristenheit dringend ersucht wurde, in diesem gesegnetenLande eine Mission zu beginnen. Der humaneKönig Mtesa, an dessen Hofe Stanley vor seinergroßen Kongofahrt monatelang fürstliche Gastfreundschaftgenoß, hatte sich heilsbegierig gezeigt und umMissionare und Lehrer für sich und sein Volk gebeten.
Wenige Tage nach Veröffentlichung dieser seltenenBotschaft stellte ein unbekannter Missionsfreund derKirchlichen Missionsgesellschaft 10 0000 Mark fürdie Mission in Uganda zur Verfügung, und das Komiteeerließ bald darauf einen allgemeinen Aufruf, um die weiteren Mittel und Menschen für das neue Werkzu bekommen. Ehe ein Jahr ins Land gegangen war,hatten sich zu den auf eine halbe Million Mark angewachsenenMissionsmitteln auch eine ganze Anzahlfähiger Männer als Missionare angeboten. Einer derersten war Alexander Mackay. Er wurde nach GottesRat und Willen der Pionier Ugandas und nach StanleysUrteil der größte Missionar seit Livingstone undwar, wie ein anderer Bewunderer sagt: »Ein Mannunter tausend.«
Möge der Geist suchender Liebe, aus dem seinWerk erwuchs, zu unseren Herzen reden, damit wirdie Mission fördern helfen, für welche der Held vonUganda sein Leben freudig in die Schanze schlug.
Alexander Mackay wurde am 13. Oktober 1849zu Rhynie in Schottland, dem Vaterland so vieler unvergeßlicherMissionare, als Sohn eines Geistlichender Freikirche geboren und von den frommen Elternfromm erzogen. Der hochgebildete Prediger widmetesich mit unermüdlichem Interesse der Ausbildung seinerKinder und besonders des gutbegabten Alexander,der mit drei Jahren schon im Neuen Testamente gelesenund als Siebenjähriger Miltons »VerlorenesParadies« gemeistert haben soll. Die biederen Dorfbewohnersahen oft auf den Landwegen Vater undSohn gehen oder stehen und beobachteten, wie durchmit einem Stock in den Sand gezeichnete Figurendem lernbegierigen Jungen irgend ein geometrischerSatz oder der mutmaßliche Lauf eines Planeten erklärtwurde. Im Elternhause herrschte ein reger Verkehrmit wissenschaftlich tüchtigen Männern, was viel zurraschen und guten Geistesentwickelung Alexanders beitrug.Den königlichen Geographen Sir Roderick überraschte einst des Kleinen Geschick im Kartenzeichnen undim Handhaben einer kleinen Druckerpresse. Er überreichteihm beim Abschied ein nützliche