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KONTROVERS-PREDIGT

über

H. CLAUREN UND DEN MANN IM MOND

gehalten vor dem deutschen Publikum in der Herbstmesse 1827

von

WILHELM HAUFF

Text: Ev. Matth. VIII, 31-32

Allen Verehrern

der

CLAURENSCHEN MUSE

widmet diese Blätter

in bekannter Hochachtung

DER VERFASSER

EHRWÜRDIGE VERSAMMLUNG, ANDÄCHTIGE ZUHÖRER!

Die Apostel, besonders der heilige Paulus, als er zu Rom predigte,verschmäheten es nicht, auch häusliche, bürgerliche Angelegenheiten derGemeinde zu Gegenständen ihrer Betrachtungen zu machen. Es läßt sich zwarmit vieler Wahrscheinlichkeit annehmen, daß sie belletristische Gegenständenicht berührt haben, daß sie literarische Streitigkeiten nicht, wie man zusagen pflegt, auf die Kanzel brachten; denn sie hatten Wichtigeres zu tun;nichtsdestoweniger aber geschah dies einige Jahrhunderte später, und mantrifft in den Kirchenvätern nicht undeutliche Spuren, daß sie überallerhand literarische Subtilitäten, sogar über die Tendenz und den Stilihrer Gegner auf dem kirchlichen Rednerstuhl gesprochen haben.

Berühmte Kanzelredner neuerer Zeit haben oft und viel zum Beispiel über das
Theater gepredigt oder über das Tanzen am Sonntag oder über das Singen
unzüchtiger Lieder, andere wieder über das Spielen, namentlich das
Kartenspielen, und einen habe ich gehört, der in einer Vesperpredigt das
Schachspiel in Schutz nahm und nur bedauerte, daß es ein Heide erfunden.

Und wenn es die Pflicht des Redners ist, meine Freunde, der Gemeindedarzutun, welchen Irrtümern sie sich hingebe, welche bösen Gewohnheitenunter ihr herrschen, wenn es die Natur der Sache erfordert, bei einersolchen Aufdeckung von Irrtümern und böslichen Gewohnheiten bis inseinzelne und kleinste zu gehen, weil oft gerade dort, recht ins Augefallend, der Teufel nachgewiesen werden kann, der darin sein Spiel treibt,so kann es niemand befremden, wenn wir nach Anleitung der Textesworte miteinander eine Betrachtung anstellen über:

DEN MANN IM MOND

von

H. Clauren;

und zwar betrachten wir:

I.
Wer und was ist dieser Mann im Mond? Oder—was ist sein Zweck auf dieser
Welt?

II.
Wie hat er diesen Zweck verfolgt? und wie erging es ihm auf dieser Welt?

I.

Andächtige Zuhörer! Kontroverspredigern, namentlich solchen, die voreiner so großen Versammlung reden, kommt es zu, den Gegenstand ihrerBetrachtung so klar und deutlich als möglich vor das Auge zu stellen, damitjeder, wenn ihn auch der Herr nicht mit besonderer Einsicht gesegnet hat,die Sache, wie sie ist, sogleich begreife und einsehe. Es hat in unsererLiteratur nie an sogenannten Volksmännern gefehlt, das heißt an solchen,die für ein großes Publikum schrieben, das, je allgemeiner es war, destoweniger auf wahre Bildung Anspruch machen konnte und wollte. SolcheVolksmänner waren jene, die sich in den Grad der Bildung ihres Publikumsschmiegten, die eingingen in den Ideenkreis ihrer Zuhörer und Leser undsich, wie der Prediger Abraham a Sancta Clara, wohl hüteten, jemals sichhöher zu versteigen, weil sie sonst ihr Publikum

...

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