DAS KLEINE PROPYLÄEN-BUCH

Annette Kolb

Wera Njedin

Erzählungen und Skizzen

Im Propyläen-Verlag / Berlin

Im Ullsteinhaus, Berlin

Inhalt

Wera Njedin7
Varramista15
Torso39
Geraldine77
Der Geiz93
Schiffahrt und Eisenbahn101
Donaueschingen115
Marseille123
Venedig 1922135
Abschied von Venedig 1924151
Molières Tod161

Wera Njedin

Für Germaine Stockley

Erst später wurde uns bewußt, was für lustige Leutewir doch eigentlich gewesen sind, als wir zu Hausenoch alle beieinander waren. Damals ahnten wir es janicht. Wir hielten uns für tragische Figuren, die nur ausTrotz, und um andere hinters Licht zu führen, eine so vergnügteMaske zur Schau trugen, sahen wir doch sogar darineine heroische Geste, daß wir als halb Abgebrannte immerzuoffenes Haus hielten. In Wirklichkeit geschah dies abernur, weil es uns Spaß machte. Da wir keinem bestimmtenKreis angehörten, hatten unsere Empfänge immerhin dieEigentümlichkeit, daß sie Leute zusammenführten, die sichnicht zu begegnen pflegten, jenem Milliardär Gelegenheitboten, sich, einmal und nicht wieder, mit jenem armenTeufel voraussetzungslos zu unterhalten, und jenem ehrgeizigenund hoffnungslosen Streber, einmal und nichtwieder, mit jenem Staatsmann ein paar Worte zu wechseln.Jedenfalls war es das Unkonventionelle mit all seinen unberechenbarenMöglichkeiten, das uns in Spannung hielt,und es dünkte uns das Monopol und die Romantik unseresSalons, daß er gewissermaßen eine Freistatt war, wo sichFäden anspannen und Dinge einleiten ließen, deren Tragweitewir maßlos übertrieben. Und so bildete sich eineProtegierader in uns aus, die, anfänglich Spielerei, dannzur Grille wurde und endlich in Manie ausartete. Jedeshatte seine besonderen Schützlinge, zu deren Förderungeine Soi

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