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by Mike Pullen and Delphine Lettau.

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Othello

Wilhelm Hauff

Wie? Wann? und Wo? Die Götter bleiben stumm!
Du halte dich ans Weil, und frage nicht Warum?

Goethe

1.

Das Theater war gedrängt voll; ein neuangeworbener Sänger gab den DonJuan. Das Parterre wogte, von oben gesehen, wie die unruhige See,und die Federn und Schleier der Damen tauchten wie schimmernde Fischeaus den dunkeln Massen. Die Ranglogen waren reicher als je, denn mitdem Anfang der Wintersaison war eine kleine Trauer eingefallen, undheute zum erstenmal drangen wieder die schimmernden Farben derreichen Turbans, der wehenden Büsche, der bunten Schals an das Lichthervor. Wie glänzend sich aber auch der reiche Kranz von Damen umdas Amphitheater zog, das Diadem dieses Kreises schien ein herrliches,liebliches Bild zu sein, das aus der fürstlichen Loge freundlich undhold die Welt um und unter sich überschaute. Man war versucht zuwünschen, dieses schöne Kind möchte nicht so hoch geboren sein, denndiese frische Farbe, diese heitere Stirne, diese kindlich reinen,milden Augen, dieser holde Mund war zur Liebe—nicht zur Verehrungaus der Ferne geschaffen. Und wunderbar, wie wenn Prinzessin Sophiediesen frevelhaften Gedanken geahnet hätte—auch ihr Anzug entsprachdiesem Bilde einfacher, natürlicher Schönheit; sie schien jedenSchmuck, den die Kunst verleiht, dem stolzen Damenkreis überlassen zuhaben.

"Sehen Sie, wie lebendig, wie heiter sie ist", sprach in einer derersten Ranglogen ein fremder Herr zu dem russischen Gesandten, derneben ihm stand, und beschaute die Prinzessin durch das Opernglas;"wenn sie lächelt, wenn sie das sprechende Auge ein klein wenigzudrückt und dann mit unbeschreiblichem Reiz wieder aufschlägt, wennsie mit der kleinen niedlichen Hand dazu agiert—man sollte glauben,aus so weiter Ferne ihre witzigen Reden, ihre naiven Fragen vernehmenzu können."

"Es ist erstaunlich!" entgegnete der Gesandte.

"Und dennoch sollte dieser Himmel von Freudigkeit nur Maske sein?Sie sollte fühlen, schmerzlich fühlen, sie sollte unglücklich liebenund doch so blühend, so heiter sein? Gnädige Frau!" wandte sich derFremde zu der Gemahlin des Gesandten, "gestehen Sie, Sie wollen michmystifizieren, weil ich einiges Interesse an diesem Götterkindegenommen habe."

"Mon dieu! Baron", sagte diese mit dem Kopfe wackelnd, "Sie glaubennoch immer nicht? Auf Ehre, es ist wahr, wie ich Ihnen sagte; sieliebt, sie liebt unter ihrem Stande, ich weiß es von einer Dame, dernichts dergleichen entgeht. Und wie? meinen Sie, eine Prinzeß, dievon Jugend auf zur Repräsentation erzogen ist, werde nicht Tournüregenug haben, um ein so unschickliches Verhältnis den Augen der Weltzu verbergen?"

"Ich kann es nicht begreifen", flüsterte der Fremde, indem er wiedersinnend nach ihr hinsah

...

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