Anmerkungen zur Transkription befinden sicham Ende des Buches.

Cover

ROMANE UND BÜCHER
DER MAGIE

HERAUSGEBER:

GUSTAV MEYRINK

Signet

RIKOLA VERLAG
WIEN · BERLIN · LEIPZIG · MÜNCHEN
1922


DHOULA BEL

EIN ROSENKREUZER-ROMAN

VON

P. B. RANDOLPH

AUS DEM ENGLISCHEN MANUSKRIPT
ÜBERSETZT UND HERAUSGEGEBEN VON

GUSTAV MEYRINK

Signet

RIKOLA VERLAG
WIEN · BERLIN · LEIPZIG · MÜNCHEN
1922


Copyright 1922 by Rikola Verlag A. G., Wien
Druck der Gesellschaft für graphische Industrie, Wien VI


[5]

VORWORT

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, dasso ungewöhnlich viele in okkulter Hinsichtbemerkenswerte Menschen hervorgebracht hat,lebte in den Südstaaten Amerikas ein Mann, dersich P. B. Randolph nannte, in seiner JugendFriseur war, später alle möglichen kleinen Berufeausübte und in sonderbarem Stolz von sichbehauptete, sieben Menschenrassen zu verkörpern:Inder, ägyptische Fellachen, Neger, Weiße,Turkmenen, Kreolen und Armenier.

Ich kann seinen Stammbaum natürlich nichtnachprüfen, aber Freunde, die Randolph kannten,sagten mir, sein Typus sei derart auffallend undfremdartig gewesen, daß sie keinen Zweifel inseine Angaben gesetzt hätten.

Randolph schrieb mehrere Bücher, teils Abhandlungenüber sogenanntes Kristallsehen (eineMethode, Visionen durch Starren in schwarzeSpiegel zu erzeugen), teils Romane höchst merkwürdigenund verworrenen Inhaltes, die sämtlichin Vergessenheit geraten sind; – das Publikumwußte nichts Rechtes damit anzufangen und[6]wohl schon, als die Bücher erschienen, mögendie meisten Leser den Kopf geschüttelt haben,als sie ihnen in die Hände fielen.

Eines dieser Werke, »Dhoula Bel«, liegt hiervor als dritter Band der Serie »Romane undBücher der Magie«.

Ich habe es vor vielen Jahren als Manuskriptdurch Vermittlung einer okkulten amerikanischenBrüderschaft, deren Gründer der Autorwar, von der Witwe Randolphs, einer Negerin inOhio, nebst anderen Schriften und einem der erwähntenschwarzen Spiegel – einem sogenanntenindischen »Battah«-Spiegel – erworben.

Es sei hier kurz bemerkt, daß ich den Roman»Dhoula Bel«, keineswegs von der Ansicht ausgehend,es handle sich dabei um ein Buch vonbesonderem literarischen Werte, herausgebe,sondern lediglich in der Erwägung: es liegt einstarker Reiz darin, einen Blick in die Gedankenwelteines Menschen zu tun, der, ein Schwärmerkatexochen und ein Cagliostro im kleinen, ohnejemals auch nur die geringste Schulbildung genossenzu haben, plötzlich zur Feder greift undhemmungslos, ein Halbwilder und Besessener,zu uns spricht.

Eine Zeitlang war er – wenn ich nicht irrein Boston – berufsmäßiger Hellseher und bestrittseinen Lebensunterhalt durch Verkauf der...

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